Siedlungsentwicklung
Erkenntnisse aus Bodenkartierungen zeigen, dass die Bodenqualität im direkten Umland eines Dorfes hoch ist. Meistens liegen die fruchtbaren Böden beim Dorf. Als unsere Vorfahren vor 5`000 bis 8`000 Jahren begannen Ackerbau zu betreiben liessen sie sich an den besten Böden nieder. Sie konnten so ihre Äcker vor Wildtieren und Räuber besser schützen. Zudem war das Rad noch nicht erfunden und das Erntegut musste auf dem Rücken zur Scheune getragen werden. Grössere Strecken wäre da nicht zu überwinden gewesen.
In der Schweiz setzte nach Ende des 2. Weltkrieges eine verstärkte Siedlungsentwicklung ein. Ein verhängnisvoller Mechanismus wurde in Gang gesetzt. Aus unterschiedlichen Gründen wie z.B. Gewohnheit, einfache Erschliessung oder Dorfnähe wurde das Baugebiet schrittweise ausgebaut. Um die Siedlungskerne haben sich in vielen Ortschaften konzentrische Ringe mit zusätzlichen Baugebieten gebildet.
Dieses Muster der Siedlungsentwicklung hat die Raumplanung übernommen und rechtlich verankert. Dies führt zu fatalen folgen. Denn immer, wenn am Siedlungsrand Bauland eingezont wurde, verschwand meist ebenes gutes Ackerland.
Neue Bauzonen möglichst eng an das bestehende Baugebiet anzuhängen verträgt sich nicht mit dem Schutz guter Böden. Oft hört oder liest man, jede Sekunde wird ein Quadratmeter überbaut, dann handelt es sich in der Regel um den jeweils besten noch verbleibenden Quadratmeter. Es geht nicht nur Bodenfläche verloren sondern auch solche, welche für die Landwirtschaft hohe Ertragspotenziale aufweisen. Das kann nicht nachhaltig sein.
(Lüscher 2014. Vorlesungsskript Technik und Umwelt, FHNW, Frühjahrssemester 2014)